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Ein Soldat der ukrainischen Nationalgarde hat in einer Fabrik für Luft- und Raumfahrttechnik das Feuer eröffnet und dabei vier Kameraden und eine Zivilistin getötet. Wie das Innenministerium in Kiew am Donnerstag mitteilte, wurden bei dem Vorfall in der zentralukrainischen Stadt Dnipro fünf weitere Menschen schwer verletzt. Der Schütze wurde mehrere Stunden nach dem Vorfall festgenommen. Präsident Wolodymyr Selenskyj ordnete eine Untersuchung an.
Die Ukraine befindet sich angesichts von zehntausenden russischen Soldaten an seinen Außengrenzen derzeit in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Behörden stellten zunächst jedoch keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Schusswaffenangriff in der Fabrik und einer russischen Bedrohung her. Präsident Selenskyj bezeichnete den Vorfall in der Industrie-Stadt als "schrecklich". Es müsse aufgeklärt werden, "wie es zu dem Zwischenfall kommen konnte".
Dem Innenministerium zufolge eröffnete der mit einer Kalaschnikow bewaffnete Soldat das Feuer in der Juschmasch-Fabrik in Dnipro gegen 03.40 Uhr (Ortszeit; 02.40 Uhr). Die Waffe war dem Schützen demnach unmittelbar vor Schichtbeginn ausgehändigt worden. Das Motiv des laut Innenministerium 21-jährigen Schützen, der aus der Region Odessa stammt, war zunächst unklar.
Unmittelbar nach der Tat war der Schütze geflohen. Bei einem Sondereinsatz sei er festgenommen worden, erklärte Innenminister Denys Monastyrsky auf Facebook.
Die staatliche Ermittlungsbehörde DBR teilte später mit, der Schütze habe sich selbst bei der Polizei gemeldet und sich in der Stadt Pidgorodne nahe Dnipro den Sicherheitsbeamten gestellt. Die DBR habe ein Ermittlungsverfahren wegen Fahrlässigkeit gegen die Führung der Nationalgarde eingeleitet. Dem Schützen drohe bei einer Verurteilung lebenslange Haft. Innenminister Monastyrsky erklärte, es werde untersucht, wie der Soldat die Musterung habe durchlaufen können.
In der Juschmasch-Fabrik werden Produkte aus den Bereichen Verteidigung, Luft- und Raumfahrt sowie Landwirtschaft hergestellt. Produziert werden demnach unter anderem Trägerraketen.
In der Ukraine hat es in der Vergangenheit bereits ähnliche tödliche Zwischenfälle gegeben. 2018 töteten zwei Armeeangehörige vier ihrer Kameraden im Osten des Landes. Immer wieder gibt es Zwischenfälle mit Schusswaffen, die aus dem Konfliktgebiet im Osten des Landes stammen. Dort kämpfen seit 2014 prorussische Separatisten gegen die ukrainische Armee. Der Westen wirft Russland eine Unterstützung der Separatisten vor, was der Kreml bestreitet.
Derzeit sorgen massive russische Truppenbewegungen entlang der ukrainischen Grenze für Unruhe in Kiew. Der Westen befürchtet einen möglichen Angriff Russlands auf das Nachbarland. Moskau weist derlei Pläne zurück und gibt seinerseits an, sich von der Ukraine und dem Westen "bedroht" zu fühlen.
I.Widmer--NZN