Zürcher Nachrichten - UN-Bericht: Über acht Prozent der Weltbevölkerung leidet an Hunger

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UN-Bericht: Über acht Prozent der Weltbevölkerung leidet an Hunger
UN-Bericht: Über acht Prozent der Weltbevölkerung leidet an Hunger / Foto: Omar AL-QATTAA - AFP

UN-Bericht: Über acht Prozent der Weltbevölkerung leidet an Hunger

Im weltweiten Kampf gegen Hunger hat es im vergangenen Jahr aufgrund von zunehmenden Konflikten, wirtschaftlicher Instabilität und Folgen der Klimakrise kaum Fortschritte gegeben. Wie aus einem am Montag veröffentlichten Bericht mehrerer UN-Organisationen hervorgeht, litten 8,2 Prozent der Weltbevölkerung im Jahr 2024 unter Hunger. In einigen afrikanischen Ländern und Konfliktregionen wie dem Gazastreifen habe sich die Situation massiv verschärft, auch wenn die weltweite Zahl hungernder Menschen im Vergleich zum Vorjahr insgesamt leicht zurückgegangen sei.

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Zwischen 638 und 720 Millionen Menschen waren im vergangenen Jahr von Hunger betroffen, wie es in dem Bericht von der Welternährungsorganisation (FAO), dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (Ifad), dem UN-Kinderhilfswerk (Unicef), dem Welternährungsprogramm (WFP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) heißt. Im Jahr 2023 hatten demgegenüber 713 bis 757 Millionen Menschen unter Hunger gelitten.

Zunehmende Konflikte verschärften die Lage weltweit, insbesondere im Gazastreifen drohe eine Massenhungersnot, heißt es in dem Bericht. "Hunger schürt Instabilität und untergräbt den Frieden", warnte UN-Generalsekretär António Guterres am Montag bei einem UN-Ernährungsgipfel zur Vorstellung des Berichts in Addis Abeba angesichts der katastrophalen Lage im Gazastreifen. "Wir dürfen Hunger niemals als Kriegswaffe akzeptieren".

Dabei ist der Hunger weltweit sehr ungleich verteilt: Während die Zahl der Hungernden in Lateinamerika, der Karibik und einigen Ländern Asiens deutlich zurück ging, war laut dem Bericht jeder fünfte Mensch in afrikanischen Ländern unterernährt. Die Hälfte aller hungernden Menschen lebte auf dem afrikanischen Kontinent, laut Prognosen dürfte der Anteil bis 2030 auf 60 Prozent ansteigen.

Der Bericht weist auch auf "anhaltende Ungleichheit zwischen Männern und Frauen" hin, wobei sich die Kluft im Vergleich zum Vorjahr vergrößert hatte. Frauen und Kinder litten demnach besonders stark unter Ernährungsunsicherheit. Mehr als 150 Millionen Kinder unter fünf Jahren verzeichneten laut Bericht Wachstumsstörungen infolge von Mangelernährung.

Von mäßiger oder schwerer Ernährungsunsicherheit, die Betroffene dazu zwingt, gelegentlich Mahlzeiten auszulassen, waren im vergangenen Jahr 2,3 Milliarden Menschen betroffen, was 28 Prozent der Weltbevölkerung entspricht.

Neben Kriegen und Konflikten hatten auch die Klimakrise, steigende Lebensmittelpreise und Spekulationen mit Nahrungsmittel große Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit. "Hunger ist nicht unvermeidlich, sondern eine direkte Folge politischer Entscheidungen", erklärte der Geschäftsführer der Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger, Jan Sebastian Friedrich-Rust, mit Blick auf den Welternährungsbericht. Es sei daher unerlässlich, den internationalen Lebensmittelmarkt zu regulieren, um das Recht auf Nahrung zu verwirklichen.

Angesichts der drastischen Hilfskürzungen durch die USA und andere Staaten werde zudem befürchtet, dass die Zahl hungernder Menschen 2025 deutlich ansteigt. "Zunehmende Konflikte, Klima- und Hungerkrisen verschärfen die globale Lage und lassen die humanitären Bedarfe steigen. Gleichzeitig sinken die verfügbaren Mittel massiv", erklärte Friedrich-Rust.

US-Präsident Donald Trump hatte unmittelbar nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar per Dekret die US-Auslandshilfen eingefroren und anschließend mehr als 80 Prozent der Programme der Entwicklungshilfebehörde USAID gestrichen. Die massiven Kürzungen sorgten bei Hilfsorganisationen weltweit für Entsetzen.

Die US-Kürzungen sind besonders einschneidend, weil die USA international bisher einer der größten Geldgeber für Entwicklungshilfeprojekte waren. Hinzu kommen Kürzungen auch anderer Länder, darunter Deutschland, vor allem wegen der schwierigen Wirtschaftslage und wachsender Militärausgaben.

Das Ziel der Vereinten Nationen, Hunger und Unterernährung bis zum Jahr 2030 weltweit zu beenden, rückt angesichts der im Welternährungsbericht veröffentlichten Zahlen in weite Ferne.

A.Wyss--NZN