Zürcher Nachrichten - Hongkong trauert und betet für die 146 Opfer der Brandkatastrophe

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Hongkong trauert und betet für die 146 Opfer der Brandkatastrophe
Hongkong trauert und betet für die 146 Opfer der Brandkatastrophe / Foto: Philip FONG - AFP

Hongkong trauert und betet für die 146 Opfer der Brandkatastrophe

Hongkong im Zeichen der Trauer: Nach der Brandkatastrophe in einem Hochhauskomplex mit 146 Toten haben in der Millionenmetropole am Wochenende zahlreiche Menschen der Opfer gedacht. Sie legten Blumen nieder, trugen sich in Kondolenzbücher ein oder versammelten sich zum Gebet. Zu Beginn der offiziellen dreitägigen Trauer hielten Regierungsvertreter am Samstag drei Schweigeminuten ab, während die Flaggen Hongkongs und Chinas auf Halbmast wehten.

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Das ganze Wochenende über strömten Bewohner der Millionenmetropole zu einem kleinen Park in der Nähe der verkohlten Hochhaus-Gerippe. Sie legten weiße und gelbe Blumen und handgeschriebene Kondolenzkarten nieder oder hielten inne für ein Gebet. Nach dem Ausbruch des Feuers am Mittwoch hatten die Flammen mehr als 40 Stunden lang in sieben der acht Hochhäuser des Wohnkomplexes Wang Fuk Court gewütet.

Am Sonntag versammelten sich hunderte Philippiner im Stadtteil Central zu einer Andacht, im Victoria Park trafen sich indonesische Bewohnerinnen und Bewohner, um für die Opfer zu beten. Unter den Todesopfern waren mindestens sieben indonesische und ein philippinischer Staatsbürger, wie die Konsulate beider Länder mitteilten. Beide Nationalitäten sind in Hongkong stark vertreten.

Die Polizei teilte am Sonntag mit, bei der Durchsuchung von drei Hochhäusern seien weitere Todesopfer gefunden worden, so dass die Zahl der Toten sich auf 146 erhöhte. 54 Tote seien noch nicht identifiziert."Wir können nicht ausschließen, dass es weitere Opfer gibt", ergänzte die Polizeivertreterin Tsang Shuk-yin. Bei der Durchsuchung der ersten zwei Wolkenkratzer waren am Vortag keine neuen Todesopfer gefunden worden.

Unter den Dutzenden Verletzten schwebten laut Gesundheitsbehörden 14 noch in Lebensgefahr.

Das Flammeninferno hatte Hongkong zutiefst erschüttert. In der Millionenmetropole stehen einige der höchsten Häuserblöcke der Welt mit entsprechend vielen Bewohnern.

Für die Ermittlungen zur Unglücksursache schlossen sich mehrere Behörden zusammen. Am Freitag hatte die Antikorruptionsbehörde der Stadt nach eigenen Angaben acht Menschen wegen Korruptionsverdachts in der Baubranche festgenommen. Bei den sieben Männern und einer Frau handele es sich um "Berater, Gerüstbau-Subunternehmer und (einen) Mittelsmann des Projekts". Am Samstag gab sie die Festnahme von drei Mitarbeitern einer Baufirma bekannt, die zuvor bereits von der Polizei festgenommen und dann wieder freigelassen worden waren.

Örtliche Medien berichteten am Samstagabend, dass ein 24-jähriger Student, der zusammen mit anderen in einer Petition eine unabhängige Untersuchung der Brandursache forderte, festgenommen worden sei. Die Online-Petition, die in weniger als 24 Stunden von mehr als 10.000 Menschen unterschrieben wurde, konnte nicht mehr aufgerufen werden.

Das Büro zur Wahrung der nationalen Sicherheit, die Vertretung Pekings in Hongkong, hatte am Samstag erklärt, sie unterstütze die örtlichen Behörden dabei, Machenschaften von jenen zu unterbinden, "die das Drama nutzen, um Chaos zu säen". Nähere Angaben wurden nicht gemacht.

Der Großbrand war am Mittwoch im Wohnkomplex Wang Fuk Court im nördlichen Stadtteil Tai Po ausgebrochen. Das Feuer wütete über 40 Stunden lang in sieben der acht Hochhausblöcke der Wohnanlage, die insgesamt fast 2000 Wohneinheiten umfasst. Am Freitagmorgen erklärte die Feuerwehr die Löscharbeiten für beendet. An dem Komplex fanden gerade Renovierungsarbeiten statt, weshalb er mit Bambusgerüsten eingerüstet war.

Laut am Freitag vorgelegten Ermittlungsergebnissen wurde das Feuer durch die Bambusgerüste und andere brennbare Materialien, die zum Schutz vor Staub und herabfallenden Gegenständen verwendet wurden, angeheizt. Eine besondere Rolle spielten offenbar Schaumstoffplatten vor Fenstern sowie Schutznetze. Die Feuerwehr bestätigte zudem Angaben der Bewohner, wonach der Brandalarm nicht funktionierte.

Der staatliche chinesische Fernsehsender CCTV meldete, der Ausschuss für Arbeitssicherheit des Staatsrates habe eine Kampagne zur Inspektion und Behebung von Brandrisiken und Gefahren in Hochhäusern angekündigt. Demnach sollen die Hochhäuser auf brennbare oder leicht entzündbare Baustoffe untersucht werden. Außerdem soll die Verwendung von Materialien wie Baugerüsten aus Bambus oder nicht feuerfesten Sicherheitsnetzen überprüft werden.

Immerhin eine gute Nachricht hatte die örtliche Polizeichefin Lam Man-han nach der Durchsuchung von zwei Gebäuden am Samstag: "Wir haben keine sterblichen Überreste gefunden", sagte sie und fügte hinzu. "Wir haben drei Katzen aus dem Wang Yan-Haus und eine Schildkröte aus dem Wang Tao-Haus gerettet."

F.Carpenteri--NZN