Zürcher Nachrichten - Selenskyj betont am Unabhängigkeitstag ungebrochenen Kampfeswillen der Ukraine

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Selenskyj betont am Unabhängigkeitstag ungebrochenen Kampfeswillen der Ukraine
Selenskyj betont am Unabhängigkeitstag ungebrochenen Kampfeswillen der Ukraine / Foto: STR - UKRAINE PRESIDENCY/AFP

Selenskyj betont am Unabhängigkeitstag ungebrochenen Kampfeswillen der Ukraine

Ein halbes Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj den fortdauernden Kampfeswillen seines Landes unterstrichen. Die Ukraine werde "bis zum Ende" gegen die Invasoren kämpfen, sagte Selenskyj in einer Rede am Mittwoch. Der Stichtag zur sechsmonatigen Dauer des Kriegs fiel mit dem ukrainischen Unabhängigkeitstag zusammen. Aus dem Westen kamen zu dem Datum zahlreiche Solidaritätsadressen für die Ukraine - sowie die Ankündigung weiterer Militärhilfen.

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In seiner Videoansprache zum Unabhängigkeitstag bekräftigte Selenskyj, dass die Ukraine zu keinerlei territorialen Zugeständnissen an Russland bereit sei. Für seine Regierung bedeute die Ukraine das gesamte Land einschließlich der umkämpften Gebiete - "alle 25 Regionen, ohne jegliches Zugeständnis oder jeden Kompromiss".

Befürchtungen, dass es am Unabhängigkeitstag zu russischen Luftangriffen auf Regierungsgebäude in der Hauptstadt Kiew kommen könnte, schienen sich nicht zu bewahrheiten. Selenskyj besuchte nach Angaben seines Büros zusammen mit seiner Frau ein Mahnmal für gefallene Soldaten im Stadtzentrum. Dabei hielten beide eine Schweigeminute ab und legten Kränze in den gelb-blauen Landesfarben nieder.

Die Ukraine hatte am 24. August 1991 im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion ihre staatliche Unabhängigkeit erklärt. Am 24. Februar dieses Jahres begann Russland seinen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete in New York in einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats zum ukrainischen Unabhängigkeitstag die sechsmonatige Kriegsdauer als "traurigen und tragischen Meilenstein".

International sorgt derzeit besonders die Lage am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja für große Besorgnisse. Das seit März von russischen Truppen besetzte Akw - das größte Europas - war zuletzt mehrfach beschossen worden, wofür sich die Ukraine und Russland gegenseitig verantwortlich machen.

Guterres sagte vor dem Sicherheitsrat zu Saporischschja: "Jede neue Eskalation der Lage könnte zur Selbstvernichtung führen." Der zu der Sitzung per Video zugeschaltete Selenskyj beschuldigte seinerseits Russland der "nuklearen Erpressung", die es "bedingungslos" beenden müsse. Moskau müsse seine Truppen aus Saporischschja "vollständig" abziehen.

Selenskyj will erreichen, dass die UNO die Absicherung des Akw übernimmt. Kreml-Chef Wladimir Putin hatte seinerseits vergangene Woche zusammen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron eine baldige Inspektion der Anlage durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) gefordert. Am Mittwoche besprachen IAEA-Chef Rafael Grossi und der Leiter der russischen Atomenergiebehörde Rosatom, Alexej Likatschew, Details einer solchen möglichen Inspektion, wie Rosatom mitteilte.

US-Präsident Joe Biden kündigte unterdessen weitere Militärhilfen für die Ukraine in Höhe von knapp drei Milliarden Dollar an. Das Geld werde dem Land dabei helfen, Luftverteidigungs-, Drohnenabwehr- und Radarsysteme sowie Artillerie anzuschaffen, "um sich auf lange Sicht verteidigen zu können", erklärte Biden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte in einem Grußvideo zum Unabhängigkeitstag der Ukraine unbefristete Hilfe zu. Deutschlands stehe "fest an der Seite der bedrohten Ukraine, heute und so lange, wie die Ukraine unsere Unterstützung braucht". Die Bundesrepublik werde "weiter Waffen liefern von der Panzerhaubitze bis zum Flugabwehrsystem, Monat für Monat".

Bereits am Vortag hatte der Kanzler zusätzliche deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine im Wert von mehr als 500 Millionen Euro angekündigt. Geliefert werden sollen unter anderem drei zusätzliche Luftabwehrsysteme des Typs Iris-T, ein Dutzend Bergepanzer, 20 auf Pick-Up-Fahrzeuge montierte Raketenwerfer sowie Antidrohnengeräte und Präzisionsmunition.

Auch der britische Premierminister Boris Johnson kündigte weitere Militärhilfen für die Ukraine im Wert von umgerechnet etwa 64 Millionen Euro an, darunter 2000 Drohnen. Der scheidende Premier stattete der Ukraine zum Unabhängigkeitstag einen Überraschungsbesuch ab. "Ihr verteidigt euer Recht, in Frieden, in Freiheit zu leben", sagte Johnson dabei an die Adresse der Ukrainer und fügte hinzu: "Deshalb wird die Ukraine gewinnen."

E.Leuenberger--NZN