Zürcher Nachrichten - Ermittlungen wegen früherer Übergriffe bei umstrittenem Klaasohm-Fest auf Borkum

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Ermittlungen wegen früherer Übergriffe bei umstrittenem Klaasohm-Fest auf Borkum
Ermittlungen wegen früherer Übergriffe bei umstrittenem Klaasohm-Fest auf Borkum / Foto: Odd ANDERSEN - AFP/Archiv

Ermittlungen wegen früherer Übergriffe bei umstrittenem Klaasohm-Fest auf Borkum

Staatsanwaltschaft und Polizei in Niedersachsen ermitteln wegen mutmaßlicher früherer Übergriffe auf Frauen beim umstrittenen traditionellen Klaasohm-Fest auf der Nordseeinsel Borkum. Die Ermittlungen seien "aufgrund mehrerer Strafanzeigen" eingeleitet worden, teilten die beiden Behörden am Freitag in Aurich und Leer mit. Geschädigte Frauen seien derzeit nicht bekannt. Die fraglichen Vorfälle sollten sich demnach "in der Vergangenheit" bei dem Fest zugetragen haben.

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Medienberichte über das Fest, das alljährlich am 5. Dezember begangen wird, hatten in den vergangenen Woche eine öffentliche Debatte ausgelöst. Demnach wurden während dieser Brauchtumsveranstaltungen auch Frauen von verkleideten jungen Männern mit Kuhhörnern geschlagen. Die Polizei erhöhte daraufhin in diesem Jahr ihre Präsenz und kündigte an, etwaige Zwischenfälle konsequent strafrechtlich zu verfolgen. Den Beamten zufolge blieb es jedoch friedlich.

"Teil des Fests ist ein Umzug, bei dem Frauen gefangen und von kostümierten Männern, den Klaasohms, mit Kuhhörnern geschlagen worden sein sollen", hieß es von Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitag. Betroffene Frauen und alle sonstigen "Hinweisgeber" würden gebeten, sich bei der Polizei zu melden. Die Ermittlungen liefen wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung.

Die Gemeinde Borkum und der für die Festorganisation verantwortliche Verein Borkumer Jungens 1830 hatte die Berichterstattung kritisiert und von einer verzerrten Darstellung gesprochen. Demnach handelt es sich um ein seit fast 200 Jahren auf der Insel praktizierten Brauch, der sich mit der Zeit bereits gewandelt habe. Zugleich räumten Gemeinde und Verein in einer öffentlichen Stellungnahme ein, dass es früher sowie "in Einzelfällen auch in den letzten Jahren" zu den kritisierten Übergriffen auf Frauen samt Kuhhornschlagen gekommen war.

"Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeder Form der Gewalt gegen Frauen und entschuldigen uns für die historisch gewachsenen Handlungen vergangener Jahre",erklärte der Verein. "Dieser Teil der Tradition hat jedoch nie den Kern des Fests ausgemacht, sondern war lediglich ein minimaler Bestandteil, der in den letzten Jahren fast gar nicht mehr durchgeführt wurde." Ab sofort werde der Brauch des Schlagens mit Kuhhörnern zudem "konsequent" vollständig abgeschafft.

Laut Gemeinde und Verein ist das Fest historisch mit Bräuchen aus der Zeit des Walfangs verbunden. Für die Borkumerinnen und Borkumer sei es heute in erster Linie ein "Symbol des Zusammenhalts" nach einer langen Beherbungssaison, das bewusst gegen Kommerzialisierung und touristische Vereinnahmung abgeschottet werde. Wie viele Brauchtümer sei es dabei mit "Eigenarten" verknüpft, "die im heutigen Zeitgeist und der Sicht Außenstehender kontrovers wirken können", erklärten diese. Borkum ist ein Urlaubsziel, die Insel lebt größtenteils vom Tourismus.

Y.Keller--NZN