Zürcher Nachrichten - Palästinensischer Staatsanwalt: Abu Akleh mit Absicht von israelischer Armee getötet

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Palästinensischer Staatsanwalt: Abu Akleh mit Absicht von israelischer Armee getötet
Palästinensischer Staatsanwalt: Abu Akleh mit Absicht von israelischer Armee getötet / Foto: RONALDO SCHEMIDT - AFP/Archiv

Palästinensischer Staatsanwalt: Abu Akleh mit Absicht von israelischer Armee getötet

Die prominente palästinensische Journalistin Schirin Abu Akleh wurde nach Angaben des obersten palästinensischen Staatsanwalts durch den Schuss eines israelischen Soldaten mit einem Präzisionsgewehr getötet - und das nach seiner Einschätzung mit Absicht. Die Al-Dschasira-Journalistin sei am 11. Mai bei einem Einsatz der israelischen Armee in Dschenin von einer Kugel des Kalibers 5,56 Millimeter tödlich getroffen worden, sagte Chef-Staatsanwalt Akram al-Chatib am Donnerstagabend bei einer Pressekonferenz in Ramallah.

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Die Kugel wurde demnach aus einem Präzisionsgewehr des US-Herstellers Ruger abgefeuert. Abu Akleh hatte über den israelischen Einsatz am Rande des palästinensischen Flüchtlingslagers in Dschenin im Westjordanland berichtet, einer Hochburg bewaffneter Palästinensergruppen. Die erfahrene Journalistin hatte eine schusssichere Weste mit der Aufschrift "Presse" sowie einen Schutzhelm getragen. Die Kugel traf sie laut al-Chatib genau unter dem Rand des Helms.

Ein weiterer Journalist wurde bei dem Einsatz verletzt. Drei weitere Kugeln seien in einem Baum in der Nähe eingeschlagen, führte der Staatsanwalt aus. Alle fünf Projektile stammten demnach aus der selben Waffe. Nach Angaben eines Journalisten der Nachrichtenagentur AFP, der damals vor Ort gewesen war, hatte sich kein palästinensischer Kämpfer in der Nähe der Reportergruppe aufgehalten.

Laut al-Chatib befand sich 200 Meter von den Journalisten entfernt ein Geländewagen der israelischen Armee. Die untersuchten Schüsse seien aus 170 bis 180 Meter Entfernung abgegeben worden.

Der palästinensische Staatsanwalt bescheinigte dem Schützen eine Tötungsabsicht. "Die Spuren auf dem Baum konzentrieren sich auf einer Höhe zwischen 127 und 178 Zentimetern, was darauf hindeutet, dass der Schütze auf die oberen Körperteile zielte in der Absicht zu töten", sagte al-Chatib.

"Die Gesamtheit der Fakten: Der Typ des Projektils, die Waffe, die Entfernung, die Tatsache, dass es keinerlei Sichthindernis gab und dass sie eine Presse-Weste trug (...) führt uns zu der Schlussfolgerung, dass Abu Akleh das Ziel eines Mordes war", sagte der Staatsanwalt. "Die einzige Quelle der Schüsse" sei die "israelische Besatzungsarmee" gewesen. Al-Chatib sprach von einem "Kriegsverbrechen und einer Verletzung internationalen Rechts".

Auch eine vor ein paar Tagen veröffentlichte Recherche des US-Nachrichtensenders CNN hatte auf eine Verantwortung der israelischen Armee für Abu Aklehs Tod hingewiesen. "Die Anzahl der Spuren auf dem Baum" zeige, "dass es kein zufälliger Schuss war, sondern ein gezielter Schuss", sagte der Waffen-Experte Chris Cobb-Smith dem US-Sender.

Der neue Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Hussein al-Scheich, teilte am Donnerstagabend mit, die Ermittlungsergebnisse der palästinensischen Staatsanwaltschaft seien nun an die USA weitergeleitet worden. Die Palästinenserin Abu Akleh besaß auch die US-Staatsbürgerschaft.

Israel hatte eine internationale Untersuchung von Abu Aklehs Tod abgelehnt und nach einer ersten Untersuchung erklärt, die Herkunft des Schusses könne nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Die Palästinenserbehörde lehnte es ihrerseits ab, in dem Fall mit den israelischen Behörden zusammenzuarbeiten.

Der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz erklärte am Donnerstagabend, es stelle sich die Frage, ob die Palästinenser "wirklich die Wahrheit finden" wollten. Die palästinensische These von einer gezielten Tötung Abu Aklehs durch die israelische Armee wies er entschieden zurück. Jede Äußerung, wonach die israelische Armee absichtlich auf Journalisten oder unbeteiligte Zivilisten geschossen habe, sei "eine schamlose Lüge", erklärte er.

Die Aussage der damals beteiligten israelischen Soldaten über den Vorfall hat Gantz nicht zur Veröffentlichung freigegeben.

A.Weber--NZN