Zürcher Nachrichten - Trotz grandiosem Fight: Handballerinnen verpassen WM-Gold

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Trotz grandiosem Fight: Handballerinnen verpassen WM-Gold
Trotz grandiosem Fight: Handballerinnen verpassen WM-Gold / Foto: Joel Marklund - IMAGO/SID

Trotz grandiosem Fight: Handballerinnen verpassen WM-Gold

Gold-Traum geplatzt, Silber gewonnen! Deutschlands Handballerinnen haben die Krönung ihres WM-Weihnachtsmärchens trotz eines epischen Kampfes verpasst. Der sensationelle Siegeszug der Mannschaft von Bundestrainer Markus Gaugisch endete am Sonntag im Endspiel-Krimi von Rotterdam trotz einer famosen Leistung durch eine 20:23 (11:11)-Niederlage gegen Olympiasieger Norwegen. Mit dem Gewinn der Silbermedaille feierte das deutsche Team aber den größten Erfolg seit WM-Gold in Oslo vor 32 Jahren.

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Die DHB-Auswahl bot dem nun fünfmaligen Champion vor 8500 Zuschauern in der ausverkauften Ahoy Arena einen aufopferungsvollen Fight, sie kämpfte bis zum Umfallen. Am Ende hatte sie gegen die momentan weltbeste Frauenhandballmannschaft aber doch das Nachsehen. Noch bis tief in die Schlussphase schien das "Wunder von Rotterdam" beim Stand von 17:17 (49.) möglich. Hinten raus hatte Norwegen mit seinen herausragenden Einzelkönnern um Welthandballerin Henny Reistad die besseren Nerven. Emily Vogel, Viola Leuchter und Alina Grijseels waren mit je vier Toren die besten deutschen Werferinnen.

Für Deutschland enden mit dem Finale von Rotterdam zweieinhalb rauschhafte Wochen, die dem Frauenhandball reichlich Rückenwind geben. Kapitänin Antje Döll und ihre Mitspielerinnen begeisterten nicht bloß mit acht klaren Siegen in neun Turnierspielen und mit der ersten Medaille seit WM-Bronze 2007, sie konnten mit ihren leidenschaftlichen Vorstellungen und unverstellten Auftritten viele neue Fans gewinnen.

Die deutsche Mannschaft brillierte in ausverkauften Arenen vor Heimpublikum in Stuttgart (Vorrunde) und Dortmund (Hauptrunde und Viertelfinale), vor allem aber der sagenhafte Halbfinalerfolg gegen Titelverteidiger Frankreich (29:23) und das imponierende Finale gegen die Norwegerinnen in Rotterdam werden in Erinnerung bleiben. Der Verband belohnt das deutsche Team für die Silbermedaille mit einer Rekordprämie von 300.000 Euro.

"Wir treten an, um zu gewinnen", sagte Gaugisch kurz vor dem Finale am ARD-Mikrofon. Wie man eine unschlagbare Mannschaft, die sämtliche WM-Partien mit mindestens neun Toren Differenz gewonnen hatte, besiegt? "In dem man alle Emotionen auf die Platte bekommt. Nicht mit Angst in die Partie geht, sondern mutig ist", so der Bundestrainer: "Wir müssen sie als Mannschaft schlagen, das ist der Schlüssel."

Diesen Mut legte das deutsche Team von Beginn an aufs Parkett. Allen voran Vogel. Auch wenn Norwegens Keeperin, die 45 Jahre alte Katrine Lunde, einige Großchancen vereitelte, dominierte Deutschland die Anfangsphase. Die hoch dekorierte norwegische Offensive kam zunächst kaum zum Zug.

Auf der anderen Seite war es immer wieder Vogel, die mit Vollgas in die gegnerische Deckung preschte und nach zwölf Minuten auf 8:6 stellte. Als die Rückraumspielerin mit ihrem dritten Tor zum 9:8 eine deutsche Durststrecke von fünf Minuten ohne eigenen Treffer beendete, sprang auf der Tribüne auch Mutter Andrea Bölk, eine der 1993-Weltmeisterinnen, jubelnd auf.

In der Folge dominierten die Abwehrreihen das Geschehen. Vor allem das deutsche Team tat sich in der Offensive nun immer schwerer und kam in den 13 Minuten bis zur Pause nur noch auf zwei weitere eigene Treffer. Weil aber auch DHB-Torfrau Katharina Filter jetzt einige Bälle zu fassen bekam, ging es mit einem Remis in die Pause.

"Was für eine erste Halbzeit. Wir müssen genau so weitermachen. Was die Mädels da abreißen - Wahnsinn", sagte DHB-Teammanagerin Anja Althaus in der Halbzeit: "Es macht richtig Bock, die Norwegerinnen zu ärgern. Ich glaube an das Weihnachtswunder."

Nach einem verschlafenen Wiederbeginn ließ die DHB-Auswahl sich auch von einem zwischenzeitlichen Drei-Tore-Rückstand beim 12:15 (37.) nicht aus dem Konzept bringen. Mit Ruhe und Cleverness, die das Team über das gesamte Turnier auszeichnete, kämpften sich Döll und Co. beim 17:17 (47.) durch Nieke Kühne wieder zum Ausgleich. Es folgte eine packende Schlussphase, in der Filter sich auch bei Siebenmetern als Killerin erwies. Doch das Happy End blieb aus.

H.Roth--NZN