Zürcher Nachrichten - IAEA sieht "keine unmittelbare Gefahr" am vom Stromnetz getrennten Akw Saporischschja

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IAEA sieht "keine unmittelbare Gefahr" am vom Stromnetz getrennten Akw Saporischschja
IAEA sieht "keine unmittelbare Gefahr" am vom Stromnetz getrennten Akw Saporischschja / Foto: Anatolii Stepanov - AFP/Archiv

IAEA sieht "keine unmittelbare Gefahr" am vom Stromnetz getrennten Akw Saporischschja

Von dem seit mehr als einer Woche vom Stromnetz getrennten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja geht nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) derzeit "keine unmittelbare Gefahr" aus. Mit Dieselkraftstoff betriebene Notstromgeneratoren hielten das von russischen Truppen besetzte Akw am Laufen, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi in der Nacht zum Mittwoch mit. Der russische Betreiber der Anlage versicherte seinerseits einige Stunden später, die Lage an dem Akw sei "unter Kontrolle".

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Lage in dem aus sechs Reaktoren bestehenden Akw - dem größten Europas - am Dienstagabend in einer Videoansprache als "kritisch" bezeichnet und von einer "Fehlfunktion" eines der Notstromgeneratoren gesprochen.

Grossi erklärte nun, die IAEA sei von den Betreibern des Kraftwerks darüber informiert worden, dass die derzeitigen Dieselreserven vor Ort noch für zehn weitere Tage reichten. Durch "regelmäßige" Treibstofflieferungen werde dieses Niveau aufrechterhalten. Solange die Generatoren liefen, bestehe an dem Akw "keine unmittelbare Gefahr". In der Anlage sind Inspektoren der IAEA stationiert.

Der IAEA-Chef warnte aber auch, die gegenwärtige Lage in dem Akw sei "hinsichtlich der nuklearen Sicherheit eindeutig nicht tragbar". Er befinde sich im "ständigen Austausch" mit beiden Konfliktparteien mit dem Ziel, einen "raschen Wiederanschluss ans Stromnetz zu ermöglichen".

Die Nuklearanlage ist seit Dienstag vergangener Woche von der externen Stromversorgung abgeschnitten. Es handelt sich um die bereits zehnte Unterbrechung der Stromversorgung des Akw seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Die russische Armee hatte das Akw Saporischschja bereits Anfang März 2022 erobert, also kurz nach Beginn ihrer Invasion in dem Nachbarland.

Der Betreiber des Anlage, welcher der russischen Atomenergiebehörde Rosatom untersteht, beteuerte am Mittwoch: "Die Lage an der Nuklearanlage Saporischschja ist unter Kontrolle." Es sei genügend Treibstoff vorhanden, um die Generatoren am Laufen zu handeln. Die Strahlungswerte befänden sich auf einem normalen Niveau. Der Betreiber erklärte auch, dass er in engem Kontakt mit der IAEA stehe.

Der Betreiber hatte in der vergangenen Woche die ukrainischen Truppen für die Trennung der Anlage vom ukrainischen Stromnetz verantwortlich gemacht. Kiew wiederum wies die Verantwortung der russischen Seite zu. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha erhob am Wochenende den Vorwurf, Moskau wolle das Akw der Ukraine "stehlen", indem es plane, die Anlage an russisch kontrollierte Stromnetze anzuschließen und dann wieder in Betrieb zu nehmen.

Die sechs Reaktoren des Kraftwerks, die vor dem Krieg etwa ein Fünftel des Stroms der Ukraine produziert hatten, waren von Russland nach der Eroberung der Anlage abgeschaltet worden und blieben seither stillgelegt. Auch wenn die Reaktoren also keinen Strom mehr erzeugen, sind sie selber auf eine zuverlässige Stromversorgung angewiesen. Mit dem Strom werden die Kühl- und Sicherheitssysteme aufrechterhalten, die eine Kernschmelze verhindern.

Das Akw wurde im Verlaufe des Krieges immer wieder beschossen, wofür sich Russland und die Ukraine gegenseitig verantwortlich machten.

I.Widmer--NZN