Zürcher Nachrichten - Missbrauchsprozess: Französischer Arzt bekennt Verantwortung für zwei Todesfälle

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Missbrauchsprozess: Französischer Arzt bekennt Verantwortung für zwei Todesfälle
Missbrauchsprozess: Französischer Arzt bekennt Verantwortung für zwei Todesfälle / Foto: Benoit PEYRUCQ - AFP/Archiv

Missbrauchsprozess: Französischer Arzt bekennt Verantwortung für zwei Todesfälle

Der des Missbrauchs von mehr als 250 Kindern angeklagte französische Arzt hat seine Verantwortung für den Tod zweier seiner früheren Opfer bekannt. "Sie sind tot, ich bin dafür verantwortlich", sagte er am Dienstag vor Gericht in Vannes mit Blick auf zwei junge Männer, die er als Kinder sexuell missbraucht hatte.

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Einer von ihnen war an einer Überdosis gestorben, seine Familie geht von einer Selbsttötung aus. Der andere hatte sich erhängt. Der 74 Jahre alte Chirurg Joël Le Scouarnec sollte am Dienstag zum letzten Mal in dem umfassenden Missbrauchsprozess aussagen. Das Urteil wird am 28. Mai erwartet.

Le Scouarnec muss sich seit Februar wegen des Missbrauchs von insgesamt 299 Patienten vor Gericht verantworten, die meisten von ihnen Kinder. Seine Opfer, zu denen Jungen wie Mädchen zählten, waren im Schnitt elf Jahre alt.

Der Arzt hatte während der Gerichtsverhandlung alle Taten der Anklage komplett gestanden. Er hatte zudem erklärt, dass er auch seine Enkelin sexuell missbraucht hatte. Dazu ist ein weiteres Verfahren geplant.

Le Scouarnec verging er sich an seinen Opfern unter dem Vorwand von Untersuchungen oder während sie unter Narkose standen, teils auch auf dem Operationstisch. Er führte über seine Taten minutiös Buch.

Während der Gerichtsverhandlung sagten etwa zwei Drittel der mutmaßlichen Opfer aus. Häufig wurden Kinderfotos von ihnen im Gerichtssaal gezeigt, doch Le Scouarnec erklärte immer wieder, sich nicht an sie zu erinnern. Er bat regelmäßig um Verzeihung, allerdings in einer so mechanischen Weise, dass es viele Betroffene nur noch wütender machte.

Viele Klägerinnen und Kläger sowie Kinderschutzorganisationen bedauerten, dass der Prozess in Frankreich überraschend wenig Aufmerksamkeit erhalten hatte. Am Montag hatten mehrere Opfer des Arztes vor dem Gericht gegen das "Schweigen der Politiker" protestiert.

Verglichen mit dem Prozess gegen den Vergewaltiger Dominique Pelicot im vergangenen Jahr berichteten französische Medien nur wenig über das Verfahren. Dabei handelte es sich um den bislang größten pädokriminellen Prozess. Dem Angeklagten werden 111 Vergewaltigungen und 189 sexuelle Übergriffe zur Last gelegt.

Diese zogen sich über 25 Jahre hin, zwischen 1989 und 2014. In dieser Zeit arbeitete der Chirurg in rund zwölf verschiedenen Krankenhäusern im Westen Frankreichs. Obwohl manche seiner Chefs und Kollegen wussten, dass er bereits früher wegen Kinderpornographie verurteilt worden war, hatte dies seine Karriere nicht behindert.

Im Fall einer Verurteilung muss Le Scouarnec mit 20 Jahren Haft rechnen.

O.Hofer--NZN