Zürcher Nachrichten - Welthungerhilfe: Wieder mehr Hunger weltweit durch Kriege und Krisen

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Welthungerhilfe: Wieder mehr Hunger weltweit durch Kriege und Krisen
Welthungerhilfe: Wieder mehr Hunger weltweit durch Kriege und Krisen / Foto: Omar AL-QATTAA - AFP

Welthungerhilfe: Wieder mehr Hunger weltweit durch Kriege und Krisen

Durch Kriege, Krisen und Klimawandel sind wieder mehr Menschen weltweit von Hunger betroffen - jeder elfte Mensch nach Angaben der Hilfsorganisation Welthungerhilfe. "Wir beobachten eine Zunahme globaler Krisen, fragiler Staaten und bewaffneter Konflikte und gleichzeitig den Verlust von demokratischen Werten", prangerte Welthungerhilfe-Präsidentin Marlehn Thieme in dem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht 2024 der Organisation an. Massive Budgetkürzungen bei Hilfsorganisationen drohten nun zudem, bereits erreichte Fortschritte zunichte zu machen. Mehr als 750 Millionen Menschen hungerten laut UNO im Jahr 2023.

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Die private Hilfsorganisation Welthungerhilfe leistet Nothilfe und konzentriert sich zudem darauf, in Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort die Nahrungsmittelproduktion in den betroffenen Ländern und Gebieten selbst zu fördern - etwa im Südsudan, in Syrien oder im Ostkongo und im Gazastreifen. "Das humanitäre Völkerrecht wird in all diesen Ländern täglich verletzt", erklärte Thieme. "Die betroffenen und vertriebenen Menschen brauchen unsere Unterstützung dringender als zuvor."

Der Südsudan in Ostafrika, eines der ärmsten Länder der Welt, war dem Bericht zufolge im Jahr 2024 mit 60,6 Millionen Euro das Land mit der höchsten Projektförderung. An zweiter Stelle folgte Syrien mit Projekten in Höhe von 25,6 Millionen Euro. Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad im Dezember 2024 weitete die Organisation ihre dortige Arbeit aus. "Rund 40.000 Menschen erreichen wir mit Brotverteilungen im Nordwesten Syriens pro Monat", heißt es in dem Bericht.

Ein besonderes Augenmerk lag zudem auf der Lage im Nahen Osten. "Der Krieg in Gaza stellt uns und alle anderen Organisationen täglich vor große Herausforderungen", erklärte Welthungerhilfe-Generalsekretär Mathias Mogge. Die Hilfe müsse "die große Zahl an Bedürftigen in Gaza jederzeit und unmittelbar erreichen, unabhängig von politischen Umständen". Demnach leistete die Organisation im Gazastreifen Nothilfe in Form von Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser und der Einrichtung von Ernährungszentren.

Jeder Mensch habe das Recht auf angemessene, ausreichende und gesunde Ernährung, erklärte Mogge weiter: "Hunger ist eines der größten und lösbaren Probleme der Menschheit." Zunehmende Ungleichheit, Herausforderungen der Klimakrise und anhaltende Konflikte bedrohten jedoch Fortschritte im Kampf gegen den Hunger.

Die massiven Etatkürzungen bei der weltweiten Entwicklungszusammenarbeit insbesondere in den USA gefährden derzeit zusätzlich die Arbeit der Hilfsorganisationen. Auch werde humanitäre Hilfe insgesamt stärker hinterfragt. "Auf diese Veränderungen haben wir mit einer neuen Strategie reagiert", erklärte Welthungerhilfe-Präsidentin Thieme. Die Organisation setze nun vermehrt auf die Stärkung lokaler Gemeinschaften, innovative Ansätze und bessere Vernetzung mit internationalen Partnern. So könne die Welthungerhilfe trotz schwieriger Bedingungen wirksam bleiben und ihren "Auftrag mit Zuversicht erfüllen".

Im Jahr 2024 kooperierte die Welthungerhilfe mit insgesamt 318 nationalen Hilfsorganisationen und unterstützte nach eigenen Angaben in 37 Ländern mit 649 Auslandsprojekten rund 18,7 Millionen Menschen. Der Großteil der Hilfen, insgesamt 224,2 Millionen Euro, floss in Projekte in Afrika, gefolgt von Asien, Europa und Südamerika sowie die Karibik.

US-Präsident Donald Trump hatte unmittelbar nach seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar per Dekret die US-Auslandshilfen eingefroren und anschließend mehr als 80 Prozent der Programme der Entwicklungshilfebehörde USAID gestrichen. Die massiven Kürzungen sorgten bei Hilfsorganisationen weltweit für Entsetzen.

Die US-Kürzungen sind besonders einschneidend, weil die USA international bisher einer der größten Geldgeber für Entwicklungshilfeprojekte waren. Hinzu kommen weitere Kürzungen auch anderer Länder, darunter Deutschland, vor allem wegen der schwierigen Wirtschaftslage und wachsender Militärausgaben.

Nach Angaben der UNO kam es bereits in den vergangenen Jahren zu Rückschritten beim Kampf gegen den Hunger: 2023 waren bis zu 757 Millionen Menschen und damit rund neun Prozent der Weltbevölkerung mangelernährt. 2019 waren es demnach noch 713 Millionen Menschen, damals 7,5 Prozent der Weltbevölkerung.

Die Welthungerhilfe ist eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland, politisch und konfessionell unabhängig und vorwiegend durch Spenden finanziert. Sie wurde 1962 als deutsche Sektion der "Freedom from Hunger Campaign" gegründet, einer der ersten weltweiten Initiativen zur Hungerbekämpfung der UNO.

I.Widmer--NZN